Im zeichnerischen, wie im plastischen Werk geht es ihr um das Sichtbarmachen und Fühlbarmachen von Raum. Das Unsichtbare sichtbar machen.
Miroslaw Balka (poln. Bildhauer) sagte anlässlich einer Ausstellung im Museum Morsbroich: „Ich interessierte mich für die Formen, die den Körper begleiten und die Spuren, die der Körper hinterlässt. Das Lesen der Spur verweist immer zugleich auf Abwesendes, auf ein nicht mehr oder noch nicht Vorhandenes – mit anderen Worten auf die Leere.“
Bezugspunkt vieler Arbeiten Ev Pommers ist der Körper bzw. die Körperlichkeit menschlicher Existenz. Dieser wird von ihr in einer abstrahierten Art und Weise behandelt. Die Objekte erscheinen wie ein Konzentrat aus Erfahrungen und Erinnerungen und verlangen dem Betrachter nicht selten auch selbst eine gedankliche Rekonstruktion einer sinnlichen Erfahrung ab. Die Künstlerin sagt dazu: Man spricht als Bildhauer mit körperlichen Mitteln von geistigen Zuständen, also ein Arbeiten mit visuellen Mitteln, um sich auf das Unsichtbare zu beziehen.
Ein Konzentrat, das sind auch die Zeichnungen von Ev Pommer, denn sie sind nicht die typischen Ideenskizzen oder Vorstudien zum Bildhauerischen Werk. Ihre Zeichnungen ergänzen, erweitern und vervollständigen als eigenständige Werke ihr Schaffen.
Dies liegt mit großer Sicherheit in ihrer eigenwilligen Arbeitsweise, entweder baut sie Objekte oder sie zeichnet und das jeweils über längere Zeiträume – ausschließlich. Dabei setzt Ev Pommer, genau wie bei ihren Objekten, eine sehr reduzierte Farbpallette ein, was zu einem weiteren Konzentrat führt.
Ihre Zeichnungen können wir in zwei Werkzyklen gliedern, die Druck-Zeichnungen und die Tuschzeichnungen. In ihren Drucken arbeitet Ev Pommer irgendwie auch „bildhauerisch“. Sie fügt hinzu, druckt mehrfach übereinander, zeichnet hinein und so wird jedes Blatt zum Original. Dabei reizt sie die Technik des Druckens, das Handwerkliche, das Ausloten der möglichen Schichtungen.
Bei den Tuschezeichnungen spüren wir die hohe Konzentration der Arbeit – Blatt für Blatt, die Intensität der Zeit, in der sie Linie für Linie hinzufügt und wieder weg nimmt durch das Übermalen mit Weiß. Dabei ist sie immer an der Räumlichkeit und an ihrer Darstellung interessiert. Die durchscheinende Eigenschaft der feinen Papiere nutzt Ev Pommer bei ihren Tuschen durch das Übereinanderlegen von zwei Papieren oder das Bearbeiten der Vorder- und Rückseite.
In jüngster Zeit führt sie die Drucke und Tuschen zusammen, überlagert, schichtet oder kombiniert mit gedruckten, in feinen Nuancen abgestimmten Farbflächen. So entstehen Zeichnungen, sehr persönlich, ja oft noch unmittelbarer als ihre Objekte, da direkter und nicht korrigierbar. Und in den feinen, organisch anmutenden Linien-Landschaften scheinen die akzentuierten Flächen zu schweben. So schafft Ev Pommer eine ganz eigene Bildsprache. Reduziert, konzentriert und kraftvoll.
White Pose, 2001
Gips, Textil, Metall
95 x 78 x 19 cm
Ev Pommer – invisible
Zeichnungen & Objekte
Ausstellungseröffnung
am Donnerstag, 25. Januar 2017, 19 bis 23 Uhr
Werkseinführungen um 19.30 und 21.00 Uhr
Ausstellung
vom 26. Januar bis 10. März 2018
Ausstellungsrundgang
und Gespräch mit Ev Pommer
Die Kunsthistorikerin Andrea-Katharina Schraepler, via artis berlin, im Gespräch mit Ev Pommer und den Gästen über das Unsichtbare im Sichtbaren.
Am Samstag, 10. März 2018, 17.00 Uhr,
mianki.Gallery
Kalckreuthstraße 15
10777 Berlin
T +49 30 364 327 08