Katharina Schnitzler, eine Forscherin im Dazwischen, konfrontiert uns mit der Wahrnehmung und unseren angenommenen Realitäten. Sie schafft Bildwelten, die auf subjektive Weise das menschliche Bedürfnis nach Lösungen erfüllen. In ihrer Arbeit überlagert sie unzählige Texturen, Farbschichten, Zeichnungen und Text. Es entstehen Gemälde – installiert, poetisch, tief, witzig, eng verwoben und dabei brutal und schön zugleich!
Werkserie „1000 Afrikaner“
Seit 2014 entsteht die Werkserie Blumen-Stillleben 1 Afrikaner aus der Serie "1000 Afrikaner" in kleinen Formaten, Öl auf Leinwand, meist als zweiteilige Bildinstallation. Blumen-Stillleben inspiriert durch Tobias Rehbergers „Portraitgefäße“ und Ai Weiweis „1000 Chinesen“, Documenta, sowie „Ostafrikas gefährliche Blüten“ Billigproduktion von Blumen für Europa (unsere Postkoloniale Verbindung).
„1000 Afrikaner“, Bilder von enternden Menschen vor den Küsten Europas, divergierende Gefühle auslösend. Mitleid, Schrecken, Angst, Distanz. Bilder, die immer näher kommen, anfangen zu rühren im Brei ungelehriger Ressentiments. Hilflosigkeit, Unachtsamkeit. Hingucken. Weggucken. Wegnehmen. Geben. Helfen. Hilfe. Eigenleben.
Jede einzelne Geschichte ein Drama, ein Leben hinfortgespült in der Flut der großen Flüchtlingswelle.
„nature morte“ erinnert an die Vergänglichkeit alles Hiesigen. Eine Ermahnung, die Schönheit der Welt durch ihre Sterblichkeit wahrzunehmen. Die Darstellung toter, bzw. regloser Gegenstände avancierte im 17. Jahrhundert in den Niederlanden zum Prestigeobjekt. Ein Symbol der Reinheit als auch des Todes. Eine Bildsprache auch für Individualität, Charakter und Zartheit – beseelt, voll Hoffnung, vergänglich und ungefährlich.
Werkserie „No Return“
Bei der intensiven Arbeit an ihrer Werkserie „1000 Afrikaner“, der immer wiederkehrenden Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Blumen-Stillleben, entstehen für Katharina Schnitzler immer wieder neue Fragen, Fragen über Fragen. Diese entladen sich seit Ende 2015 in den abstrakten Landschaftszeichnungen No Return. Durchzeichnet von Laserstrahlen, Ziel suchend wie eine Suchlinse. Ansonsten: Leere. Die Leere des Wartens, auf die Menschen, welche diese Landschaft bald durchstreifen. Die Leere, die kommt wenn die Menschen weiter gezogen sind. Die Leere, die in der alten Heimat entsteht, auf die wir vielleicht treffen auf der Suche nach einer neuen Heimat.
In dieser Leere spüren wir die Einsamkeit, Angst und Hoffnung, auf einer Reise ins Ungewisse. Eine Reise ins Ungewisse auf allen Seiten – No Return.
Was geschieht, können wir nicht zurück drehen – No Return. Die geflüchteten Menschen können nicht einfach zurück in ihr altes Leben, das existiert nicht mehr. Und hier? Was gerade geschieht, wird unsere Gesellschaft verändern und wir wissen nicht wie. Es liegt an uns, uns allen, die Leere des Ungewissen zu füllen, die Zukunft mit zu gestallten.
Afrikaner 960, 2015
Mischtechnik auf Leinwand oder Stoff
Bildinstallation, 2-teilig, 60 x 30 cm
Katharina Schnitzler „1000 Afrikaner“ in Berlin
Malerei, Bildinstallationen,
Öl-Zeichnungen, Zeichnungen
Ausstellung vom 21. Januar – 12. März 2016
Künstlergespräch
Samstag, 20. Februar 2016 um 17 Uhr
mianki.Gallery
Kalckreuthstraße 15
10777 Berlin
T +49 30 364 327 08