Innovative Bildwelten 04
mianki & friends
Silke Katharina Hahn
HALFA
Ulrich Haug
Claudia Kallscheuer
Christophe Laudamiel
Ev Pommer
Jens Rausch
Michael Schuster
Jaime Sicilia
Ausstellung vom 16. Juli bis 21. August 2021
Es ist Sommer und damit wieder die Zeit für unserer Ausstellungsserie mianki & friends in der wir einmal im Jahr die Künstlerinnen und Künstler der Galerie zeigen, welche in dem jeweiligen Ausstellungsjahr nicht mit einer Einzelausstellung vertreten sind. Dazu laden wir eins bis zwei Gastkünstlerinnen und -künstler ein, die uns an anderen Orten aufgefallen sind. Damit schaffen wir für Sie die Möglichkeit, Neues zu entdecken und gleichzeitig an den aktuellen Entwicklungen unsere Künstlerinnen und Künstler teil zu haben. Freuen Sie sich auf die einzelnen Positionen und auf den Dialog in der Gegenüberstellung mit der jeweils anderen.
Die von der mianki.Gallery vertretenen Künstlerinnen und Künstler, sowie unsere Gäste, lassen sich nicht auf „einen Nenner bringen“. Wie auch, bei Schaffenden, die sich gerade durch ihre Innovationskraft auszeichnen! Folglich ist auch das Galerieprogramm ein beständiges Weiter.
Und doch verbindet die Künstler eine Auseinandersetzung insbesondere mit Raum und Räumlichkeit. Ertasten und greifen aus dem Rahmen, lösen von der Wand, zeichnen in den Raum hinein. Licht umwerben, stellen. Raumillusionen werfen.
Die Wahl besonderer Materialien unterstützt die Inszenierung von Raum, ermöglicht ungewöhnliches Spiel mit Raum durch Reflexion. Dabei geht es den Künstlern weniger darum, die Ungewöhnlichkeit des Werkstoffs zu zelebrieren. Vielmehr ist es die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Heißkleber, Beton, Nähseide, Laub, Duftmolekülen oder Licht, die eine ungewöhnliche Wahrnehmung des umschlossenen Raums oder des geschaffenen Objekts erlaubt.
Außergewöhnliche Materialität verdichten die Künstler an (selten flachen) Oberflächen. Der Verdichtungsprozess folgt dabei häufig klassischen Techniken, der Malerei, der Zeichnung, der Plastik, der Fotografie.
Die Techniken sind jedoch ins Zeitgenössische geholt: die Zeichnung bekommt plötzlich eine räumliche Struktur, die monochromen Scherenschnitte entpuppen sich als Laub, die Stoffbahn, auf die das Werk gemalt ist, ist bei näherem Hinschauen ebenfalls gemalt, die Fotografie wird zur Malerei, jedoch gemalt mit Licht statt Farbe.
Illusion und Reflexion. Die Künstler verführen, vielleicht gerade durch die Kombination von geübten Techniken und außergewöhnlichen Materialien. Sie locken Blicke hinein in die Vielschichtigkeiten ihres Werks, in seine Komplexitäten. Blicke lernen dabei Fühlen. Das Werk erschließt sich in der Emotion.
Jaime Sicilia
Schönheitsreparaturen (Beauty repairs)
Das ist der Leitgedanke, des Künstlers und Architekt Jaime Sicilia, Madrid, Spanien, in der Entwicklung seiner Arbeiten. Als Künstler arbeitet er an multidisziplinären Projekten mit Malerei, Skulptur, Fotografie und Video. Seine Werkserie Seascapes (2016) ist eine Reflexion über Farbe, Licht, Materie, Raum und Zeit. Seit 2017 erforscht er in der Serie Nightscapes die latente Emotion in einer der bewegendsten Erfahrungen der menschlichen Existenz, der „dunklen Nacht der Seele“. In seinem Projekt Amapolas (2017) konzentriert er sich auf die Liebe und Schönheit als grundlegende Herausforderungen des Menschen, deren Verständnis dafür ein Leben lang dauert.
Silke Katharina Hahn
Silke Katharina Hahns Auseinandersetzung: die Veränderung von Material durch Hitze. Ihr bevorzugtes Material: Heißkleber und Wachs. Die Prägung: reduziert, konzentriert und reflektierend. Im Mittelpunkt steht die Farbe Schwarz. Ein komplexes Schwarz, in dem alle Farbigkeit steckt. Die Primärfarben Rot, Gelb, Blau in gleichen Teilen gemischt ergeben Schwarz. Diesem Gedanken folgend zeigt Silke Katharina Hahn in ihren Zeichnungen und Objekten das Innere, das dem Schwarz innewohnende Bunte.
HALFA
Detlef HALFA verfolgte keinen Stil – er verfolgte eine Haltung. Oberflächen wurden mit einer selbst geschnittenen Musterwalze von Hand gerollt. Pinsel und Bürste waren tabu. Moiréstoffe wurden als Malgrund eingesetzt. Zahlenquadrate errechnet und akribisch auf Filz, Stoff oder Leinwand übertragen. Und die Fotokopie eines Zahlenplans wurde mit Zeichnung, Malerei und Collage versehen. Wobei alle verfügbaren künstlerischen Malmittel zur Anwendung kamen.
Ulrich Haug
Ulrich Haugs Arbeiten sind Bild und Objekt. Sie sind flächig und rechteckig – und erinnern somit an die Konturen von Gemälden. Gleichzeitig entfalten sie eine objekthafte und skulpturale Präsenz im Raum. Tafeln und Blöcke aus Wachs und Beton – das sind die ersten Eindrücke der Stoffe mit denen Ulrich Haug arbeitet und die unterschiedlicher in ihrem Ausdruck nicht sein könnten. Seine Arbeiten vereinigen Zartheit und Kraft. Sie sind still und meditativ und doch rufen sie laute Erinnerungen wach. Sie sind transparent und tiefgründig, schwebend und zugleich schwer und wirken wie seltsam vertraute Steinplatten, verwitterte Hausfassaden oder kostbare Schatzkästchen.
Claudia Kallscheuer
Schreiben und Zeichnen an der Nähmaschine, Sticken und Nähen und Fäden auch mal hängen lassen – ungewöhnliche Ausdrucksformen in der Kunst Claudia Kallscheuers. Kleinigkeiten im Wert hervorzuheben, Werte die wir meist nicht mehr beachten. Claudia Kallscheuer entrückt das scheinbar Belanglose, prozesshaft, wiederholend, verknüpft mit einem kalkulierten Fadenchaos. Durch die gestickte Umsetzung erhalten die Arbeiten eine nachdrückliche Relevanz. Fadengeschriebene Botschaften, denen erst das Garn besonderes inhaltliches Gewicht verleiht.
Christophe Laudamiel
Christophe Laudamiel ist Parfümeur, Duftkünstler, Autor und Dozent. In seinen Ateliers in Berlin und New York entstehen weltweit bekannte Parfüms und international ausgestellte Duft-Kunstwerke. Seine künstlerische Arbeit mit Düften begann 2003 mit Werken für die Art Basel Miami, die Galerie Knocke, Belgien, und Ausstellungsbeteiligungen in New York, Paris, Sao Paulo, London und Davos (WEF). Weltweite Beachtung fand die von Christophe Laudamiel kuratierte „ScentOpera“, 2009 uraufgeführt im Guggenheim-Museum New York und Bilbao.
Ev Pommer
In Ev Pommers Arbeiten spielen Anwesenheit und Abwesenheit, das Zusammenspiel von Sichtbarem und Unsichtbarem wie auch der Gegensatz von Innen und Außen eine wichtige Rolle. Sie geht von der horizontalen und vertikalen Dimension des menschlichen Körpers aus, beides Vektoren, welche die Anwesenheit eines Körpers im Raum skizzieren und bereits annähernd beschreiben. Dabei funktioniert der fiktive Körper als Leerstelle. Das verwendete Material vergegenständlicht diese bzw. seinen Bewegungsraum.
Jens Rausch
In seinen Arbeiten setzt sich Jens Rausch ganz im Sinne der Recycling-Idee mit natürlichen Kreisläufen und Zyklen auseinander: Im malerisch-künstlichen Prozess kommen dabei Materialitäten wie Asche, Bitumen, Eisenoxid, Feuer und Ruß zum Einsatz. Also jene Materialien, die ihrerseits bereits aus Transformationsprozessen stammen bzw. diese auslösen. Der Moment des Zufalls spielt dabei eine wichtige Rolle, da sich die ausgelösten und teils noch weiterarbeitenden Prozessabläufe nur bedingt steuern und kontrollieren lassen. So verbinden sich in seinen Werken die künstlich ausgelösten, natürlich ablaufenden Prozesse durch den künstlerischen Dialog zu einer komplexen Einheit und korrelieren dabei mit dem jeweiligen Bildmotiv.
Michael Schuster
Die Arbeiten von Michael Schuster, Werke aus dem fragilen Material getrockneter, gepresster Blätter, setzen sich mit der Konservierung und Speicherung von Erinnerungen auseinander. Im Fokus steht dabei das fotografisch erzeugte Bild. Die Fotografie als bildhafte Umsetzung eines vergangenen Zeitpunktes suggeriert dem Betrachter Wirklichkeit und Gegenwart. Wirklichkeit, weil das Bild als naturgetreues Abbild wahrgenommen wird und Gegenwart, weil die Fotografie einen vergangenen Zeitpunkt zitiert und ihn damit neu erlebbar macht.
Anlässlich der Ausstellung mianki & friends erscheint unser neuer Galeriekatalog 2021.
mianki.Gallery
Kalckreuthstraße 15
10777 Berlin
T +49 30 364 327 08